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Volkach

(ca. 9600Einwohner)

Zahlen und Fakten

Die Altstadt

 

Volkach lockt mit seinem historischen Altstadtkern Menschen aus nah und fern. Wer Volkach erkundet, trifft auf fränkische Gastronomie, Einzelhandel in seiner klassischen Form und natürlich auf eine Vielfalt von Vinotheken und Weinbars. Einige Gehminuten entfernt liegt in den Weinbergen, die Wallfahrtskirche Maria im Weingarten. Blickfang im Innenraum ist die berühmte „Madonna im Rosenkranz“. Tilmann Riemenschneider hat die Madonna geschnitzt.

 

Daten & Fakten zum Weinbau

 

Weinbaufläche: 160 ha

Winzer: 14 selbstvermarktende Winzer / 1 Winzergenossenschaft

 

Ausflugsmöglichkeiten und Aktivitäten

Entdecken Sie die vielfältigen Ausflugsmöglichkeiten der Volkacher Mainschleife. Ob Radfahren, Schiffstour, eine Wanderung oder eine Tour mit dem Kajak oder Segway - wir haben viel mit Ihnen vor! Alle wichtigen Informationen finden Sie hier:

 

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Sport & Freizeit

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Mit Erfahrung die Herausforderungen meistern

Zwei Weinmacher gehen trotz extremer Bedingungen positiv in die Zukunft

Beide sind „alte Winzer-Hasen“, beide wissen, wie sehr man in der Landwirtschaft vom Wetter abhängig ist – und dass teils überraschende Witterungsbedingungen, wie sie seit einigen Jahren herrschen, dem Weinmacher einiges an Flexibilität und auch Zuversicht abverlangen. Ralph Düker vom Weingut zur Schwane und Winfried Langer vom Weingut Leo Langer aus Volkach sind Nachbarn – und Brüder im Geiste, wenn es darum geht, wie Weine unter extremer werdenden Bedingungen gedeihen sollen, wie das Gespräch mit der MainZeit zeigt.

Text: Timo Lechner Fotos: studio zudem

Gibt es sie denn wirklich seit ein paar Jahren die großen Wetterextreme oder reden wir uns das alles nur ein?

 

Winfried Langer: Jahre mit extremen Hitzewellen contra starke Regen hat es immer mal gegeben. Allerdings nicht so sehr, wie in den vergangenen rund zehn Jahren. Ich denke da an den Winterfrost des Jahres 1985, dem Jahr, in dem ich meine Meisterprüfung abgelegt habe. Da gingen viele Rebstöcke kaputt. Und dann war eigentlich erst 2011 wieder so ein Jahr, als es Anfang Mai noch einmal mehr als 5 Grad minus gab und ich einen wahren Schock hatte, wie meine Weinberge aussahen. Seitdem nehmen die Extreme im Klima mehr zu.

Als ich noch ein Kind war, haben wir im Weinberg viele kleine Blechöfen verwendet, worin Altöl und Diesel gemischt eingefüllt und dann bei entsprechender Kälte angebrannt wurde. So versuchte man dem Bodenfrost entgegenzuwirken. Heute undenkbar. Ich erinnere mich noch gut an die Rauchschwaden und den Dunst früh am Morgen. Mittlerweile probieren anderswo schon ideenreiche Jungwinzer, den Frösten mit beheizten Drähten zu begegnen, die im Weinberg verlegt und über ein Notstromaggregat betrieben werden.

Ralph Düker: Ich spreche an sich nicht vom Klimawandel, sondern vom Wetterwandel. Und das hat sich im Lauf der vergangenen Jahrzehnte tatsächlich insofern gewandelt, dass die Reife der Trauben und dadurch auch die Lese und alle folgenden Prozesse früher beginnen. Sowohl extreme Hitze als auch starke Regenfälle kommen immer öfter vor, was die Arbeit intensiver macht. Für uns ist das aber kein Grund zum Verzagen.

Es gilt schon immer der Grundsatz: Der Chef ist das Wetter. Und wir reagieren entsprechend professionell. Mit mehr beziehungsweise gezielterem Einsatz von Maschinen und auch Personal. Und mit gewissenhaftem Blatt- und Traubenmanagement.

 

Was sind denn die häufigsten Wetterphänomene und wie reagiert man auf sie?

 

Winfried Langer: In einem Jahr hat man plötzlich ungewöhnlich hohe Niederschläge. Um sich um den Pflanzenschutz aber hinreichend zu kümmern, sollte es auch mal eine Zeitlang trocken sein. Mehltaupilze machen uns Winzern seit einigen Jahren mehr zu schaffen als vielleicht früher.

Ralph Düker: Was die Trauben angeht: Wir müssen im Prinzip passend reagieren, wenn diese in der Reife so weit sind, dass der Wein daraus nach unserem Sinne werden soll. Das ist beispielsweise in heißen Sommern aber eine echte Herausforderung. Wenn die Trauben mit einer Oberflächentemperatur von über 30 Grad ankommen und im Keller auf 15 Grad heruntergekühlt werden sollen, ist das kontraproduktiv, wenn man bei größter Hitze liest. Dann vielleicht besser in den frühen Morgenstunden raus gehen.

 

Was bedeutet das für die Weine und deren Qualität?

 

Winfried Langer: Dabei muss man aber auch sagen, dass der Qualitätsstandard mittlerweile höher ist als noch vor Jahrzehnten. Ich denke an die Jahre Ende der 1970er: Da musste man bis Ende Oktober mit der Ernte warten, weil die nötigen Oechsle-Grade für das Prädikat „Quali tätswein“ einfach noch nicht da waren. Wenn die Trauben an der Rebe Mitte September noch hart sind, lohnte es sich eben auch nicht zu lesen. Das ist mittlerweile anders – dank der Sonne. Aber was würde die alleine bringen, wenn es an Feuchtigkeit fehlt?

 

Wassermangel wird also immer mehr zum Problem?

 

Ralph Düker: Wasser war schon immer ein riesiges Thema in unserem Weinanbaugebiet an der Mainschleife, einem der nördlichsten überhaupt. Durch die vielen Trockenphasen wird es aber ein noch dringlicheres. Glücklicherweise haben wir auf einer Teilfläche in Volkach das Wassermanagmentsystem Vinaqua das Feuchtigkeit innerhalb des eigenen Kreislaufes hält und für die Zukunft einen Lösungsansatz darstellt. Denn wir müssen der fortschreitenden Erosion vorbeugen. Dazu gehört beispielsweise auch, Steillagen zu begrünen.

Winfried Langer: Unsere Bewässerungsgenossenschaft VINAQUA hier an der Mainschleife mit einem fast geschlossenen Wasserkreislauf ist hierbei wirklich hilfreich. Um den Abfluss von Oberflächenwasser zu reduzieren, werden die Rebflächen dabei das ganze Jahr über begrünt, das Wasser aus den Weinbergen in Speicherbecken gesammelt und wenn notwendig über eine Tropfbewässerungsanlage in die Weinberge geleitet.

 

Kann man der Entwicklung parieren, indem man einfach andere Sorten pflanzt?

Ralph Düker: Natürlich kann man dem Wetterwandel auch folgen, indem man entsprechende Rebsorten anpflanzt. Burgundische Weine oder ein Chardonnay sind Sorten, die waren bis vor wenigen Jahren noch eine echte Ausnahme. Mittlerweile setzen sie sich gegen die die deutlich für Wassermangel anfälligen Rebsorten wie den Bacchus durch, weil sie einfach mit weniger Wasser klarkommen. Auch der Müller-Thurgau tut sich schwer. Erstaunlich ist bei den klassischen Rebsorten immer noch der Silvaner. Der schafft es überraschenderweise gerade in seinem Ursprungsland Franken immer wieder, sich anzupassen und zu gedeihen.

Winfried Langer: Die Wetterentwicklung der vergangenen Jahre hat auch dafür gesorgt, dass unsere Weine kräftiger schmecken. Und die Kundschaft, vor allem die jüngere, an Wein interessierte Generation, kann auch gut nachvollziehen, dass wir mittlerweile auch Sorten anbauen, für die man uns noch vor einigen Jahrzehnten für verrückt erklärt hätte. Als ich 1978 mein erstes Lehrjahr als Winzer absolvierte, hätte an der Mainschleife noch niemand beispielsweise einen Sauvignon Blanc angebaut. Heute ist das schon selbstverständlich.

 

OK – Winzer sein ist also nichts für schwache Nerven. Aber Sie lieben Ihren Job trotzdem?

 

Ralph Düker: Natürlich! Denn bei all dem darf man nicht vergessen, dass unsere Landschaft nicht nur den Nährboden für gute Weine bieten soll, sondern auch deren Schönheit erhalten werden muss. Nicht zuletzt, weil die Mainschleife ein touristischer Anziehungspunkt ist, den die Menschen nicht nur wegen der Weine besuchen, sondern weil man hier auch in ansprechender Natur genießen will.

Winfried Langer: Das stimmt. Und was uns Winzer angeht: Man darf sich einfach nicht verrückt machen. Es geht immer weiter – neues Jahr, neues Glück!